Räuwer Vieting

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Vietingshöhl
De Saag vom Räuwer - Kort und up Hoogdüütsch schräwen

Räuwer Vieting orrer ok Viting is eine Saag ut de Gägend von Parchen, Mäkelborg. In de Saag geiht dat üm de Räuwerhauptmann Vieting, de mit sien Gäng Kööplüüd un anner Reisende uträuwt un wull ok meistendeils ümbröcht harr. Awerst ein Dag dröppt Vieting up ne jung Diern im Holt bi sien Versteck un he nimmt se gefangen. Na de Saag passiert dat Alls bi de Sünnenbarg bi Parchen. Doar befinnt sick ok ne Höhl, de de Räuwer as Versteck deint hemmen schall. Dit Höhl is siet de Tied an as Vietingskeller bekannt.

Dat gifft ünnerschiedlich Oorten von dit Saag. De ierst schriftlich Öwerlieferung geiht up dat Johr 1670 trüch.

Urgeschicht 1670[ännern | Bornkood ännern]

„Noch sollte ich hier Meldung thun von einem Ort im Sonnenberge gelegen, genannt Vitingskeller, von welchem folgendes von Alten berichtet wird; ich weiß nicht, ob es ein Gedicht oder Geschicht sey: Es habe sich ein Räuber und Mörder, Namens Viting, des Orts in einer Kluft aufgehalten und die reisenden Leute beraubet und ermordet. Unter andern habe er ein Weibsbild ertappet, deren Tod ihn gejammert und deren Gestalt ihm gefallen. Er schenkt ihr das Leben und nimmt sie zur Ehe, nachdem sie einen starken Eid getan, sein Thhun und Wesen den keinem Menschen zu verraten, und indem sie herausgehet, tritt sie vor die Zingel und spricht: „Lieber Zingel, ich klage es dir, was Viting so manchen Menschen thut, und so du mir willst nachspüren, können dich diese ausgelegten Erbsen dahin bringen.“ Das soll etliche Umstehende gehört und der Obrigkeit angemeldet haben, welche durch diese Veranlassung der Ort aufgesucht und den Mörder zu gebührender Strafe gezogen. Wenn es eine wahre Geschichte wäre, könnte man daraus sehen, wie wunderlich Gott ein Ding kann lassen an den Tag kommen und die Übeltäter zur Strafe ziehen.“[1]

Tausamenfattung von de niegeren Versionen von de Saag[ännern | Bornkood ännern]

De Hauptpersonen von beid' Versionen sünd Isalbe un Räuwer Vieting. De jung Diern stammt ut dat Dörp Slate orrer ut de näher Ümland. De Räuwerhauptmann hüüst up de Sünnenbarg in ein Räuwerhöhl, ok Vitingskeller orrer Vietingskeller nömmt.

Räuwer Vieting sien däglich Brot wier dat (mol mit, mal ahn Räuwerbande) Kööplüüd un Reisende tau berauwen un ümtaubringen. De Reisenden befunnen sick up de Weg in de Stadt Parchen, woför se dörch ein Holt gungen mößten. In dit Holt wier awerst nu de Sünnenbarg, in de Vieting mit sien Bande hüüst harr. Dörch de tahlrieken Öwerfäll wurr he berühmt un berüchtigt in de gesamt Ümkries von de Stadt un daröwer hennut. De Stadtherren ut Parchen harrn alls versöcht Vieting intaufungen, awerst dat bleew alls ahn Erfolg.

Dat Mäten Isalbe gung ut ehr Heimatdörp, üm so poor Besorgungen för de Mudder biem Möller in Stolpe tau moken. In ein von de Öwerlieferungen gung se tausamen mit ein anner Diern dörch de Holt, üm tau de Stadt Parchen tau kümmen. As se in de Neih von de Sünnenbarg kemmen, drapen se de Räuber Vieting, de Isalbe fungen nöhm, de anner Diern awerst ümbröch. De jung Diern wurr taum Vietingskeller bröcht, wo Vieting se as niege Hushöllerin vörstell. In anner Versionen wurr se as sien Fru beteicknet, wedder anner schräwen, dat de Räuwer väle Frugenslüüd harr. De annern Räuwer wiern froh, dat doar Ein' wier, de flicken, neihgen un koken kunnt.

Isalbe harr ein Schwur (in anner Öwerlieferungen ok nur ein Eid) aftauleggen, dat se kein Miensch nich wat von Vieting un seinen Räuwereien vertellen würr. Se hett dat ok schwuren, awerst nich ut de deipsten Öwertüügung. Ehr sehnlichster Wunsch wier dat, de Minschen, denen Vieting so väl Lied andaun hett, tau helpen, so dat alls ein End harrn schall, ahn dat se doarbi ehrn Schwur/Eid brecken mößt.

Ein poor Maan vergungen, bet Besorgungen in de Stadt erleddigt warrn mößten. Isalbe harr middlerwiel dat Vertruugen von de Räuwers wunnen un harr de Indruck mokt, dat se sick bi se wohlföhl. In dit Tied harrn de Stadtherren von Parchen de Söök na de Räuwers utweit', doarrüm künn Vieting un sien Lüd nich ahn wieders na Parchen gungen. In anneren Versionen harrn de Kööplüd un Reisende ehr Weg ännert un de Räuwers mößten up annern oort un Wies ehr Öwerläwen säkern. So kemm dat nu doartau, dat Isalbe de Updrag bekemm, na Parchen tau gahen un doar ein poor Ding tau besorgen. Se gung an de früh Morrn in de Stadt, üm de Gewürz tau köpen, daför harr se de gesamt Vörmiddag brukt. Up de Rückweg bleew se an de Schlagboom von de Stadtdöör von Parchen stahen un klagt de Schlagboom ehr Lied.

Sünnenbarg
Version 1

Slagboom, ik klag di,
de Viting dee plagt mi,
soeben Johr hett he mi all plagt,
wolang' he mi noch plagt,
weit ik nich.
Wo ik Arften henstreu,
dor folgt mi.
Wo ik de letzten Arften vermiß,
dor is Viting gewiß.
Ik will minen Mann nich verraden,
oewer de Arften koenen em verraden.[2]

Version 2

„Slagboom, ick klag di,
Viting, de plagt mi.
Wenn du mi helpen wist,
denn folg mi up de Arwten nah[3]

Ein Stadtsoldat, de in de Neih wier harr dat hüürt un he harr siene Kolleg bescheid seggt. De Soldaten folgten de Arwtenspur von Isalbe, de se leggt harr. Dadörch wurr Vietings Versteck funnen. So wurr Vieting un siene Räuwers das Handwark leggt un Isalbe kunn in ehr Heimatdörp trüch gahn. In anner Öwerlieferung wull Vieting vör sien Hinrichtung noch ein letzt Mol sien Fru seihen. De Wunsch wurr em gewohrt un as se tau em führt wurr, küsst he se un beit ehr tau Straf, dat se ehren Schwur broken harr, de Tung af.

Personenbeschriewung von de Hauptpersonens[ännern | Bornkood ännern]

In de drei Versionen gifft nur de hoogdüütsch Saag „Die Sage vom Räuber Viting“ neihger Utkunft öwer de Hauptpersonens. In de annern Utführungen föllen de Details all weg.

Räuwer Vieting
  • is von Beraup Räuwerhauptmann
  • wat as „heimlicher, unheimlicher Herr des Waldes und der Landstraße, Herr über alle Transporte, die von Nord nach Süd und von Süd nach Nord durch Parchim rollten“ beschräwen[4]
  • Vieting drägt ein „wilden roten Bart“[5] un hett lütte Oogen
  • he drägt Kleedaschen, de as „merkwürdig aus reich und arm zusammengestoppelten Kleidern“[6] beschräwen warrn, un ok ein mit Feddern schmückt Schlapphaut.
Diern
  • se is twischen 14 un 15 Johr olt
  • wat as kräftig un stark beschräwen
  • flietig un trüftig
  • ehr Vadder bleew in Krieg dod, de Mutter wier kränklich
  • se harr 5 lütt Süsters un/orrer Brauders, üm de se sick tau kümmern harr
  • ehre Familie hett up ein Hoff läwt

Ünnerschied in de verschiedenen Versionen[ännern | Bornkood ännern]

De grötsten Ünnerschied bi de Öwerlieferungen sünd am Anfung von de Saag entstannen:

Öwerliefert Saagen „Sage vom Räuber Viting“ (Urfattung von 1670) „Vom Räuber Vieting“ „Die Sage vom Räuber Viting“
Naam von de Diern

beschräwen as:

Weibsbild Mädchen Isalbe
Herkunft: is nich bekannt is nich bekannt, dat wat seggt, dat se ut
Godems, Herzfeld, Slate orrer Stolpe kümmt orrer
dts se „das Buttermädchen aus Kiekindemark“[7] sien künnt
stammt ut dat Dörp Slate
Oller von de Diern: unbekannt unbekannt 14 orrer 15 Johr
Antahl von de Mitglieders von de Räuwergäng +
Verbinnung tau anneren Räuwerbannen
wat nich seggt 3, 7 orrer 18 Mann 1 Dutzend ( 12 Mann) orrer 2 Dutzend
Verbinnung tau anneren Räuwerbannen: nich bekannt - Wier in Kontakt mit Räuwer Strunz, Räuwerhauptmann vom
Friedrichsruher Burgwall un de Räuwerhauptmann vom Goldenbow

- Räuwer vom Vietingskeller im Sünnenbarg harr mit denen
von de Mordkuhl in Radepohl un vom Burgwall bi Friedrichsrauh eine Räuwergsellschaft billt

nich bekannt
Weg von de Diern: nich neihger beschräwen tau tweit ünnerwägens, ein wat död, de anner nemm Vieting tau Fru allein ünnerwägens, üm Mehl in Stolpe tau köpen
Ehefrugen von Räuwer Vieting: nemm dat Mäten tau Fru nemm dat Mäten tau Fru; de Verteller seggt: „Andere sagen, daß er viele Frauen hatte...“[8] eine Fru wat nich erwähnt
Gören keine Gören se harrn 5 Gören, de Diern harr sick 12 wünscht keine Gören
Duer von de Gefangenschopp keine Angaw 7 Johre circa 1 Johr
Vietingshöhl hütigen Dags

Räuwer Vieting hüt[ännern | Bornkood ännern]

De Sünnenbarg gifft dat ok noch hüt. In de Stadt Parchen wiern Stadtführungen anböt, de de „Erbsenweg“ entlang führen. De Saag is wohl dadörch entstannen, dat an warm Dag öwer de Sünnenbarg ein lichter Newel sick tausammen treckt, so dat dat utsüht, as wier de Barg bewahnt un jemand würr doar Brot backen orrer wat koken. Dit Newelphänomen gifft dat noch hütigen Dags.

Einzelnachwies[ännern | Bornkood ännern]

  1. http://www.stadt-parchim.de/sage1.htm vom (26. März 2011).
  2. Heinrich Alexander Stoll und Klaus Hallacz: Vom Räuber Vieting. In: Vom Räuber Vieting und andere Sagen aus Mecklenburg und dem Spreewald. 1961, S. 199-200.
  3. Burghard Keuthe: Die Sage vom Räuber Vieting. In: Parchimer Sagen. 1995, S. 13.
  4. Burghard Keuthe: Die Sage vom Räuber Vieting. In: Parchimer Sagen. 1995, S. 7.
  5. Burghard Keuthe: Die Sage vom Räuber Vieting. In: Parchimer Sagen. 1995, S. 7.
  6. Burghard Keuthe: Die Sage vom Räuber Vieting. In: Parchimer Sagen. 1995, S. 7.
  7. Heinrich Alexander Stoll und Klaus Hallacz: Vom Räuber Vieting. In: Vom Räuber Vieting und andere Sagen aus Mecklenburg und dem Spreewald. 1961, S. 199.
  8. Heinrich Alexander Stoll und Klaus Hallacz: Vom Räuber Vieting. In: Vom Räuber Vieting und andere Sagen aus Mecklenburg und dem Spreewald. 1961, S. 198.